Werde schwanger, wenn du dich traust

Warum Kinderkriegen die Karriere pulverisieren kann und warum ich trotzdem nicht damit aufgehört habe.  

 

 

Das Risiko: Für Frauen und den falschen Arbeitgeber

 

Niemand hat es im Arbeitsleben so schwer wie eine werdende Mama. Ausser eine werdende Mama in einer Führungsrolle. Während der Bauch dicker und dicker wird, dürfen wir dabei zuschauen wie unsere Karriere langsam aber sicher über den Jordan geht. Sanftmütig und dankbar sollen wir dabei zusehen während man plötzlich nicht mehr Teil der Planung ist. Während man selber stillsteht und andere (nichtschwangere) Kollegen die großen Karrieresprünge machen.

 

Der Chef, der einen nicht mehr als wichtiges Mitglied der Führungsmannschaft, sondern als unkalkulierbares Risiko, als tickende Zeitbombe sieht. „Am besten ersetzen wir Dich jetzt gleich, so eine Schwangerschaft ist nämlich unberechenbar“ wird von den meist männlichen Vorgesetzten gutgemeint zum Besten gegeben und sollte eigentlich dafür sorgen, dass man mal wieder unglaublich dankbar ist. Sorgt aber in Wirklichkeit für spontane Wutausbrüche und Heulkrämpfe auf der Bürotoilette.

 

Kurzum – ab Verkündung der Schwangerschaft wird man in vielen Unternehmen behandelt wie eine Schwerkranke. Mit dem Unterschied dass mit Schwerkranken wenigstens alle Mitleid haben und nicht jeder erwartet dass man strahlend vor Glück über die Flure schwebt.

 

Der Wendepunkt: Arbeitgeberwechsel

 

Ich bin ein gebranntes Kind mit Kind. Nach meiner ersten Schwangerschaft haben sich die Ängste vor dem Karriereknick allesamt bewahrheitet. Aus einer spannenden Führungsrolle mit viel Personalverantwortung sollte plötzlich eine lausige Managerstelle werden. Der Klassiker eben – zurück in die Linie. „Das Pensum schaffst Du doch sonst mit der Kleinen und in Teilzeit gar nicht“. Und ob ich das geschafft hätte. Aber was man sich selbstzutraut steht meist nicht zur Debatte. „Jetzt fängst Du erstmal auf der Stelle an und dann sieht man weiter…“.

 

Kurz vor dem unvermeidbaren Bore-Out dann der Wechsel zu meinem aktuellen Arbeitgeber. Mehr Verantwortung, bessere Bezahlung, flexiblere Arbeitszeiten und keine Präsenzkultur mehr.

Etwas Motivierenderes und Inspirierenderes als ein Unternehmen, das mich weiterentwickelt und gleichzeitig zu meinen Anforderungen als Mama passt, konnte mir im Nachhinein nicht passieren.

Der Preis: Zeit

 

Für diese Flexibilität arbeite ich hart. Dafür, dass ich mein Kind auch mal früher aus der Kita abholen kann um ins Dinomuseum zu gehen. Dafür dass mich kein Kollege schräg anschaut wenn ich um 15:30 aus dem wichtigen Meeting renne weil meine Tochter an dem Tag ins Ballett gefahren werden will. Der Preis, den ich bezahle, ist Erreichbarkeit egal wo ich mich gerade rumtreibe und abends oftmals die Extrastunde vor dem Notebook. Räumliche und zeitliche Flexibilität ist übrigens für alle Arbeitnehmer ein wichtiges Kriterium, nicht nur für Muttis. Menschen sind unterschiedlich, in ihrer Arbeitsweise und in ihrem Tagesrhythmus. Und der Company ohne Präsenzkultur ist es egal wann ich meine Aufgaben erledige, die Hauptsache ist, dass ich sie erledige.

 

Und das mache ich nur zu gerne. Alles, nur nie wieder zurück in den Club der Managerinnen und Akademikerinnen die einsam den Kinderwagen zwischen Bäcker und Spielplatz manövrieren und sich im Pekip Kurs frustrierte Blicke zuwerfen.

 

Der Schlüssel: Das passende Unternehmen

 

Die totgeglaubte Mär von Kind und Karriere kann also wahr werden – aber nur wenn man die passende Company gefunden hat und eben auch selber bereit ist viel dafür zu geben.

 

Der Schlüssel ist das Mindset des Unternehmens. Wie tickt der Boss? Steckt er die Frauen nach der Elternzeit ins Hausfrauensammelbecken und sieht dabei zu wie die letzten Gehirnzellen seiner ehemaligen Top-Kräfte dann auch noch verkümmern? Oder nutzt er seine Chance die qualifizierten Frauen langfristig ans Unternehmen zu binden. Denn irgendwann ist jede Elternzeit vorbei und die Mädels stehen wieder da. Wenn er möchte, dass die Guten bleiben dann muss er Modelle anbieten, die Karriere und Familie vereinbaren lassen.

 

Das Hier und Jetzt: Sicherheit

 

Oops, I did it again! Mein zweites Kind ist gerade einmal neun Wochen alt und ich bin entspannter denn je. Weil ich in der luxuriösen Situation bin mir keine Gedanken machen zu müssen ob ich eine führende und wichtige Rolle behalten werde. Und jetzt kann ich endlich mal das machen was man als Mama eines neunwöchigen Goldschatzes machen sollte – die Zeit ohne Sorgen und in vollen Zügen genießen denn sie geht so schnell vorbei.